Wetter bei Berg-wander-touren
Wandern

Kenntnisse über das Wetter und den Umgang mit unterschiedlichen Wetterbedingungen gehört ins Repertoire eines jeden Wanderers. Kommen dann Bergwanderungen hinzu, stellt das Wetter auch eine erhebliche Gefahrenquelle dar. Hier ein paar Stichworte zum Wetter-Seminar für Bergwanderer und Wanderreiseleiter.

Wetter im Garhwal Himal

Die Folien der Reiseleiterfortbildung und vom Theorieabend Wetterkunde beim DAV findet Ihr > hier.

Auf dieser Seite:

Auf separaten Seiten:

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Lernziele / Gliederung

Wanden & Trekking. Motivation

  • Wetter als Faktor für eine gelungene Tour
  • Wetter als Gefahr
  • Wetter als Taschenvortrag

Wanden & Trekking. Lernziele

  • Wettersituationen verstehen
  • Wettergefahren frühzeitig erkennen und darauf angemessen reagieren
  • Wettergeschehen erklären können
  • Repertoire der Taschenvorträge erweitern

Wanden & Trekking. Gliederung

  • Physikalische Grundlagen
  • 4 Gründe für Sauwetter (= 4 und mehr Taschenvorträge)

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physikalische Grundlagen

Um das Wettergeschehen verstehen zu können, sollten ein paar einfache physikalische Grundlagen klar sein, die die Wetterprozesse bestimmen:

Warme Luft steigt auf, kalte Luft fällt

Wie über der Heizung oder der Kerze steigt warme Luft nach oben, während kältere, schwerere Luft nach unten sinkt. Das passiert auch im großen Stil in der Athmosphäre.

Steigende Luft kühlt ab (Druckabnahme, geringere Erwärmung in größerer Höhe), fallende Luft erwärmt sich

Druck führt zu Wärme. Das weiß jeder, der mal ein Fahrrad aufgepumpt hat. Mit dem Aufsteigen einer Luftmasse in die Höhe, wo geringerer Druck herrscht, kühlt sich die Luft ab. Außerdem entfernt sich die Luftmasse von der Erdoberfläche, wo die Erwärmung durch Umwandlung der Sonnenstrahlung in Wärme stattfindet.

Umgekehrt erwärmen sich absteigende Luftmassen.

Warme Luft speichert viel Feuchtigkeit, kalte Luft speichert wenig Feuchtigkeit

Je wärmer eine Luftmasse ist, desto mehr Wasser kann sie speichern. Der Unterschied zwischen absoluter Luftfeuchtigkeit (in Liter gemessen) und relativer Luftfeuchtigkeit (in % angegeben) sollte klar sein.

absolute und relative Luftfeuchtigkeit

Druckunterschiede werden ausgeglichen

Von Zonen mit hohem Druck fließen Luftmassen in Regionen mit niedrigerem Druck.

Unterschied zwischen Strahlungswärme und Lufttemperatur

Die Sonnenstrahlen werden erst in Wärme umgewandelt, wenn sie auf Flächen mit geringer Albedo (Reflektionsfähigkeit) treffen. Hier wird das Sonnenlicht in Wärme umgewandelt. Bei Windstille und klarem Himmel kann man im Winter auch auf 3000 m Höhe leicht bekleidet im Liegestuhl in der Sonne sitzen. Wenn sich dann eine Wolke vor die Sonne schiebt und die Strahlung abschirmt, merkt man, dass die Luft eigentlich kalt ist. Gewärmt hat die auf die Haut treffende Strahlung.

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4 Gründe für Sauwetter

In der Outdoor-Praxis gibt es eigentlich nur 4 Gründe für schlechtes Wetter (Niederschlag). Alle beruhen darauf, dass Luftmassen aufsteigen, die relative Luftfeuchtigkeit zunimmt, 100 % erreicht und sich Tropfen oder Flocken bilden.

Hebungsprozesse im Tiefdruckgebiet

Die Luftmasse steigt auf, da ihr Druck niedriger ist, als in der Umgebung

Stau (-lage, -situation)

Die Luft steigt auf, weil sie durch Hindernisse in ihrer Fließrichtung dazu gezwungen wird.

Kalt-/Warm-Front (Zyklone)

Wärmere Luft wird von kälteter Luft angehoben. Die Kaltluft fließt gleichsam unter die Warmluft.

Wärmegewitter (Überentwicklung)

Durch intensive Sonnenstrahlung bei schöner Hochdruckwetterlage werden bodennahe Luftschichten stark erhitzt und zum Aufsteigen gezwungen. So entstehen Gewitterwolken und anschließend Gewitter.

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Tiefdruckgebiet

Hoch: Hoher Druck -> Verdichtung -> Luft wird schwerer -> Absinken

Hoher Druck bedeutet, dass die Luft verdichtet ist. Dadurch wird sie schwerer und sinkt ab. Sie gerät in niedrigere Luftschichten und erwärmt sich. Die relative Luftfeutigkeit nimmt ab. So bilden sich keine Wolken bzw. vorhandene Trübungen lösen sich auf. Die Sonne scheint!

Tief: Niedriger Druck -> Aufblähen -> Luft wird leichter -> Steigen

Der umgekehrte Prozess verläuft im Tief. Die leichte Luft steigt auf, kühlt sich ab und die relative Luftfeuchtigkeit steigt. Ab 100 % bilden sich Wolken, die Niederschläge wie Regen oder Schnee abgeben.

"Coriolis-Kraft"

"Luftbewegungen im Hoch und Tief - vertikaler und horizontaler Luftaustausch"

vertikaler Luftaustausch

horizontaler Luftaustausch

Wetterbedingungen:

Wolkenauflösung und gute Sicht im Hoch
Bewölkung und evtl. Regen im Tief

Prognose:

Wetterkarte, Wetterapp, Barometer (Höhenmesser)

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Stau - Föhn

Staulage und Föhn sind zwei Seiten der selben Medaille. Wenn der Wind quer zum Gebirge weht und sich die Luftmassen im Luv stauen, führt das im Lee zu Föhneffekten.

Das Aufsteigen der Luftmassen im Luv des Gebirges nennt man auch Konvektion. Den dadurch entstehenden Niederschlag Konvektionsniederschlag.

"Luv / Lee" (Bsp. Skanden)

"FÖHN-LAGE - Verteilung der Hoch- /Tiefdruckgebiete"

Föhnlage

"Querschnitt Föhnlage"

Föhn

Wetterbedingungen

  • Wolkenauflösung und gute Sicht im Lee
  • Gipfelkamm in Wolken mit stürmischen Winden
  • Düseneffekt in Quertälern ("Bsp. Kali Gandaki")
  • Föhnmauer, linsenförmige Wolken
  • Regen im Luv

Prognose

  • Wetterkarte, Wetterprognose (WWW)
  • Wolkenbild
  • Wind

Gefahren im Staugebiet

  • Starkregen: Überschwemmungen, Eis-/Schneeschmelze, Muren
  • starker Schneefall -> Lawinen

Gefahren im Föhngebiet

  • starke Schneeschmelze -> Lawinen, Bruch von Schneebrücken, Steinschlag ...
  • Wetterfühligkeit, Kreislaufbelastung.
  • Starker Wind stört Gleichgewicht und Konzentration, führt zu schnellerer Erschöpfung.

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Zyklone: Warm- & Kaltfronten

Zyklone auf Wetterkarte, Warm-/Kaltfronten

Zyklon

Entstehung durch Verwirbelung warmer und kalter Luftmassen, meist an Polarfront
Cirruswolken kündigen Warmfront an -> Regen
Luftdruck sinkt
Aufhellung nach längerem Regen kann Warmsektor sein.
Kaltfront folgt mit großen Cumuli.
Temperatursturz, Regen, evtl. Schnee, Gewitter.

Prognose:
Wetterkarte
Barometer
Wolkenbild

Gefahren:
Regen, Schnee
Gefahr von Frontgewittern (länger als Wärmegewitter, leiten oft Schlechtwetterphase ein)
Gefahr von Kaltfronten! Brutale Front: Temperatursturz, Gewitter, oft Schneefall bis in Tieflagen, viele Todesfälle!

> Verhalten bei Gewitter

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Hochdrucklage

Hoher Druck -> Luft sinkt -> erwärmt sich -> relative Luftfeuchte nimmt ab -> keine Wolken -> hohe Einstrahlung -> weitere Erwärmung
Vorteil: geringe Regenwahrscheinlichkeit, klare Sicht
Merkmale: Dunstschicht im Tal, klare Hochlagen, Himmel blau, Sonne rot, morgens Taubildung, im Laufe des Tages flache Cumuluswolken mit hoher Untergrenze
Abendrot: Normalfall im Hochdruck, Tagesverlauf!
Morgenrot: Hohe Luftfeuchtigkeit, Gewitterneigung!

Typischer Tagesgang des Wetters:
1. Sonnenaufgang: klare Luft, Gipfel wolkenfrei, Dunst in Talniederungen
2. mit Erwärmung setzt Dunsttrübung ein
3. mittags bis abends Haufenwolken an hohen Gipfeln
4. nachts Wolkenauflösung

Achtung: je früher Trübung und Wolkenbildung einsetzt, desto höher die Wahrscheinlichkeit von Wärmegewittern

Wetterkunde

Gefahren:
schnelle Schneeschmelze, Steinschlag, Strahlungs- u. Hitzeschäden, hohe nächtl. Abstrahlung -> kalte Nächte, Eis
Gewitterneigung! Besonders am späten Nachmittag
=> Blitzschlag, Regen, Hagel, Temperatursturz, Sturm

Wanden & Trekking. Wärmegewitter

Entstehung Gewitterwolke:

Wolken Gewitter

Kennzeichen:
Amboss am Troposphärengrenze
Schwarz-graue Unterseite

Wärmegewitter:
besonders bei sonnigen Hochdruckwetterlagen
starke Erwärmung -> aufsteigende warme Luftmassen mit hoher absoluter Luftfeuchtigkeit, besonders über sonnenexponierten Hängen
Bildung von Cumuluswolken, Übergang zu Cumulustürmen (Amboß) mit ausfasernder Oberseite und dunkeler Unterseite
meist zwischen Mittag und spätem Abend
Gewitter-Dauer meist 30 min - 1 Std.

frühe Anzeichen:
Hohe Temperaturen, Schwüle, Trübung schon morgens, morgendliche Bildung von (türmchen- oder zinnenörmigen) Schäfchenwolken mit schnellem Höhenwachstum

Massnahmen:
früh starten, Mittags wieder an sicherem Ort sein, mit Abbruch rechnen, Geschwindigkeit der Entwicklung beobachten, Verhalten bei Gewitter kennen!

> Verhalten bei Gewitter

Wanden & Trekking. Hochdrucklage - Winde

Fallwinde in Gletschergebieten:
Tritt vor allem im Sommerhalbjahr auf
Eis und Schnee kühlen Luftmassen aus
Luft wird durch Abkühlen schwerer
fließt ab wie Wasser -> kalte Fallwinde
in den Alpen 20-50 m mächtig, bis Sturmstärke
je größer die Eisfläche (Skanden, Island ...), desto stärker der Einfluss

Berg- Tal- Windsystem

Bei Hochdrucklage besonders „ungestört“

Hangwinde:
Nach Sonnenaufgang erwärmt sich die Luft über den sonnexponierten Hängen schneller als über dem Tal. Die Luft steigt über den Hängen auf. Wolkenbildung ist hier möglich. Über der Talmitte fällt die kühlere Luft ab, hier bleibt es klar.
Am späten Nachmittag lässt die Besonnung der Hänge nach. Sie kühlen aufgrund der Höhe stärker aus als das Tal. Die kalte Luft fließt die Hänge herab und das System dreht sich um.

Berg-Tal-Winde:
Morgens fließt die kalte Luft aus den Bergen wie Wasser durch die Täler in die Tieflagen ab.
Im Lauf des Vormittags erwärmen sich die Luftmassen im Tal und am Berg, steigen auf und der Berg-Tal-Wind weht nun talauf.
In der Nacht dreht sich das System wieder um, und der Wind weht Richtung Tiefland.

Nähere Infos zu > Berg- und Talwinden

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Wetterregeln für Wanderer und Bergsteiger

Wanden & Trekking. Schlechte Zeichen

Geringe Sichtweite durch Dunsttrübung
Schönwetter-Cumuli lösen sich nachmittags nicht auf
Sonnenauf- und -untergang sind schmutzig gelb-rot
Flammendes Morgenrot
Wolken in mehreren Stockwerken
Nächtlicher Temperaturanstieg (kommende Warmfront)
Kein Tau, kein Dunst in den Tälern (kommende Warmfront)

Wolke

Wanden & Trekking. Gute Zeichen

Geringe Bewölkung, wolkenloser Himmel
Nebelmeer im Tal
Gute Fernsicht (außer bei Föhn)
Schwache Winde
Schönwetter-Cumuli lösen sich nachmittags auf
Klare, kalte Nächte
Leichtes Abendröten

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Literatur-Empfehlungen

Wetter im Gebirge (Amazon): Beobachtung, Vorhersage, Gefahren. Rother-Verlag.

Bergwetter (Amazon): Bei Wind und Wetter sicher Wandern. Wetterprognosen, Strategien bei Gewitter, Tourvorbereitung, Gefahrerkennung, Wetterbeobachtung und Tourenplanung.  

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Spielend lernen

Typische Wetterlagen im Alpenraum. Kannst Du Die Eigenschaften den verschiedenen Wetterkarten zuordnen?

Links

www.TrekkingGuide.de/wetter.htm: viele Links zum Thema Wetter

www.TrekkingGuide.de/notfallmanagement-bergwandern.htm: Vermeidung von wetterbedingten Notfällen

www.TrekkingGuide.de/kurse: weitere Kursinhalte zu anderen Outdoor-Themen