ISLAND: GEOMORPHOLOGIE
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Stichworte zur Geomorphologie Islands.

Herdubreid, Island

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Begriffe Geomorpholigie, Verwitterung

Geomorphologie

  • Lehre von d. Gestalt, d. Anordnung und d. Entwicklung der Reliefformen der festen Erdoberfläche
  • Entstehung d. Oberflächenformen auf Island sehr stark geprägt durch klimatische Bedingungen (v. a. die tages- und jahreszeitlichen Frostwechsel)
  • auf Island viele frostklimatische Erscheinungen -> periglazialer Formenschatz ("Formenschatz im Umfeld v. Gletschern")

Verwitterung

Veränderung, Zerstörung u. Umwandlung v. Gesteinen u. Mineralien an d. Erdoberfläche unter d. Einfluss der vom Klima abhängigen physikalischen u. chemischen Prozesse

a) physikalische Verwitterung:

Gesteinszerkleinerung durch mechanische Vorgänge (v. a. Temperaturenwechsel, Wasseraufnahme u. -abgabe)

-> Oberflächenvergrößerung -> Voraussetzung für Ablauf chemischer Prozesse

b) chemische Verwitterung:

Gesteinszerkleinerung durch chemische Vorgänge (Oxidation, Hydrolyse, Lösungsvorgänge, Säureeinwirkung)

c) Biogene Verwitterung:

v. a. durch Wurzeldruck der Pflanzen, der Klüfte erweitern u. sprengen kann

alle Arten

... laufen nebeneinander ab, wobei a) in trockenen u. kalten Gebieten (Island!) und b) in warmen, feuchten Gebieten (Tropen) überwiegt

Formen der physikalischen Verwitterung

- Temperaturwechsel durch Sonnenein- bzw. -ausstrahlung (zwischen Tag / Nacht od. Gesteinsoberfläche / Gesteinsinnerem) -> Erwärmung bzw. Abkühlung d. Gesteinsoberfläche -> Ausdehnung bzw. Schrumpfung des Gesteins --> Spannungen werden aufgebaut

- Ständiger Wechsel zwischen Spannungsaufbau u. Spannungsabfall -> Lockerung d. Gesteinsgefüges -> Klüfte entstehen, letztendlich zerfällt das Gestein

- Wichtig ist nicht nur Wärmemenge, sondern v. a. häufige Temperaturwechsel -> häufige Spannungswechsel im Gestein

- Häufiges Vorkommen:

  • Klimate mit großer Temperaturschwankung
  • Vegetationsfreie Stufen des Hochgebirges (starke Erwärmung am Tage, starke Abkühlung über Nacht)

- Erscheinungsformen:

  • Gesteinsblöcke werden zersprengt
  • Gesteinsschalen werden abgesprengt
  • Zerlegung in verschiedene Korngrößen bis hin zu Sand

Frostsprengung

- "mittelbare Temperaturverwitterung"

- wirkt in sämtlichen oberflächennahen Gesteinshohlräumen (entweder gesteinseigen oder durch Insolationsverwitterung entstanden)

- Prozess wird verstärkt durch Wasser, welches in entstehende Klüfte eindringt und sich beim Gefrieren um 9% ausdehnt

- Häufiges Vorkommen:

  • In Gebieten, in denen es kalt genug ist u. genügend Wasser zur Verfügung steht
  • Am intensivsten, wenn zahlreiche, auch tageszeitliche Frostwechsel auftreten
  • -> polare u. subpolare Zone

- Erscheinungsformen:

  • Gesteinszersetzung
  • Zerlegung großer Blöcke
  • Intensive Schuttbildung

Formenbildung durch Äolische Prozesse

- Wüstenhafte Gebiete in Island sind d. ganze Jahr über äolischen Prozessen ausgeliefert

- Seit d. Landnahme (9. Jh. n. Chr.) ist auf Island d. Gleichgewicht zwischen Bodenbildung u. Bodenabtrag (Erosion) gestört -> Erosion wurde immer stärker, dabei spielt Arbeit des Windes eine große Rolle

Island

- Wind kann auf 2 Arten zur Formenbildung beitragen:

a) Deflation -> Aufnahme u. Verfrachten v. Lockermaterial

b) Korrasion -> abschleifende Wirkung der vom Wind mitgeführten Teilchen (Staub, Sand)

Deflation

Vernichtung d. wertvollen, z.T. nur dünnen Bodenschicht -> Zerstörung d. Vegetation

Nur noch 1/5 d. Landoberfläche ist heute vegetationsbedeckt (ca. 20 000 qkm), zur Zeit d. Landnahme waren es ca. 50.000 qkm

Anthropogene Ursachen von großer Bedeutung

  • Isländische Bevölkerung seit Landnahme fast versechsfacht
  • Unangemessene Landnutzung (Abholzung d. niedrigen Birkenwälder zur Gewinnung von Acker- u. Weideland sowie zur Holzgewinnung)
  • Moderne Drainagemaßnahmen im Tiefland zur Kultivierung v. Moorboden senken Grundwasserspiegel -> Boden trocken aus u. werden weg geweht
  • Tourismus: geländegängige Fahrzeuge biegen v. Pisten ab auf d. Suche nach d. ultimativen Abenteuer
  • Kraftwerksbaustellen zur wasser- u. energiewirtschaftlichen Erschließung
  • Ca. 1 Mio. Schafe leben auf d. Insel -> zerstörten Grasnabe durch Viehtritt u. Fraßschäden

Seit Wende 19./20. Jh. Schutzmaßnahmen:

  • Aufforstungen in d. Tieflandregionen ("falsche" Bäume, die nicht auf Island gediehen; Deflation vor allem im Hochland!)
  • Schutz v. Farmland -> Reduzierung d. Schafbestandes lassen Isländer kaum zu, Schafe müssten v. a. im Hochland reduziert werden
  • Aussaat v. Strandhafer u. Gräsern
  • Musterbeispiel: Versuchsfarm Gunnarsholt westlich d. Hekla, 1946 v. Staat errichtet -> Zurückgewinnung vegetationsloser, ehemals landwirtschaftlich genutzter Fläche

Deflationsformen:

Rasenstufen/ Rasenkanten

- Bilden sich bevorzugt über wasserundurchlässigen Schichten (über Palagonitschichten Islands)

- Eine geschlossene Rasendecken wird an aufgebrochenen Stellen (z.B. in Folgen v. Schaftritten od. Frostschäden) v. Wind unterminiert -> Wurzeln werden allmählich freigelegt u. sterben ab -> überhängende Scholle bricht ab -> Pflanzendecke wird zurück verlegt

- Sichelförmige Ausprägung an windexponierten Stellen

- Höhe d. Rasenstufen: 30 - 250cm

- Höhe d. Rasenkanten: 10 - 20cm

- Kommen auf ganz Island vor (sowohl im Hochland bis 600m, als auch im Tiefland)

- Besonderes Beispiel: Rasenstufe der Haukadalsheidi in Südisland mit bis zu 6 m Höhe

Rofbards

- Pilzförmige bewachsene Boden- bzw. Raseninseln, die sich 2 - 4 m über die ansonsten vegetationslose Umgebung erheben

- Entstehung: Vegetationsdecke wandert bei Rasenabschälung unregelmäßig zurück

- Typische Form rezenter Deflationsgebiete, an denen gleichzeitig Akkumulation (auf der Insel -> Erhöhung) u. Erosion (an d. Seiten -> Sockel wird immer schmaler) stattfindet

- Schafe tragen großteils zur Entstehung bei (Rasenabbruchkanten)

- Typische Vorkommen: Gebiet zwischen Myvatn u. Grimsstadir

Steinpanzer/ Steinpflaster

- Entstehen durch das vollständige Ausblasen v. Feinmaterial u. der Anreicherung v. nicht weg wehbarem Grobmaterial an vegetationslosen Stellen

- Vorkommen sowohl im zentralisländischen Hochland als auch im küstennahen Tiefland

Korrasionsformen

Windkanter

- Einzelsteine, die auf d. Luvseite fassettenartig zugeschliffen werden

Pilzfelsen

- Felsen mit Windschliff, deren Sockel schmaler ist, als der "Amboss"

- Wind bläst weniger widerständiges Material (z.B. Sandstein) aus, während d. widerständigen Deckschichten relativ erhalten bleiben

- Vorkommen v. a. auf Berggipfeln im wenig widerständigen Palagonit

Akkumulationsformen

Windrippel

- Kleinstformen, die quer zur vorherrschenden Windrichtung angeordnet sind

- "Miniaturdünen" (Dünen sind größer und komplexer)

- Sandwellen mit einer Wellenlänge v. wenigen Zentimetern u. annähernd parallel verlaufenden Kämmen

Dünen

- große Dünen fehlen auf Island vollständig, u.a. auch wegen d. sich ständig ändernden Windrichtung

Formenbildung durch fluviatile Prozesse

- fließendes Wasser ist wichtigste formenbildende Kraft auf d. Erde

- Isländisches Gewässernetz folgt im großen u. ganzen d. tektonisch vorgegebenen Richtung

- Flüsse auf Island sind 14 000 - 10 000 Jahre alt -> relativ jung -> hatten noch keine wirklich prägende Wirkung auf d. Landschaft

- Flüsse transportieren auf ihrem Weg zum Meer immer Material v. unterschiedlicher Größe mit sich, dieses Material (Steine, Felsbrocken) wird immer über den Untergrund bewegt -> Ecken werden abgeschliffen u. abgerundet -> "Geröll"

- Flüsse tragen immer in dem Gebiet, welches sie durchfließen, Material ab (Erosion), transportieren es ab u. lagern es an anderer Stelle wieder ab (Akkumulation)

- Erosionskraft d. Flusses abhängig v. Stärke d. Gefälles -> i. d. R. am Oberlauf d. Flusses hoch, am Mittel- u. Unterlauf wird aufgrund d. niedrigen Gefälles mehr Material akkumuliert

- 2 Arten v. Flüssen in Island:

Quellflüsse

  • z.B. Sog, Brúará, Laxá
  • bekommen ihre Wassermenge aus Quellen (Grundwasser), fließen recht still u. haben ca. 4° C Wassertemperatur -> frieren auch im Winter nicht zu

Flussdurchquerung Island

Gletscherflüsse

o fast alle größeren isländische Flüsse, z.B. Thjórsa; sprachlicher Hinweis ist immer "Jökulsá" -> "Gletscherfluss" (z. B. Jökulsá á Fjöllum)

o bekommen ihre Wassermenge aus Schmelzwasser d. Gletscher

o Schmelzwasser tritt ganzjährig auf, unterliegt aber großen jahreszeitlichen Schwankungen -> Abflussmenge ist im Sommer 2-3x höher als im Winter (im Spätsommer ist Gletscherabfluss am höchsten)

o Auch tageszeitliche Veränderungen -> am SpÄtnachmittag viel mehr Wasser als am Vormittag

o Frieren während Frostperiode i. d. R. zu -> zu Beginn d. Schneeschmelze fallen große Mengen v. Tauwasser an, Eisdecken brechen plötzlich auf

o Besonderes Kennzeichen v. Flüssen mit periodischer Wasserführung: sich ständig verändernder Flusslauf, der aus einzelnen Bahnen besteht, die sich ständig in ihrer Lage verändern: wildernder Abfluss:

o starke Zerfaserung d. Wasserarme

o permanenter Wechsel v. Akkumulationskörpern u. Schaffung neuer Wasserabflussrinnen

o z.T. steiles Gefälle u. hohe Fließgeschwindigkeiten

Mäander

- Fluss- u. Talschlingen in mehr od. weniger regelmäßig schwingenden Krümmungen

- Bilden sich nach u. nach aus einem geradlinigen Flusslauf allmählich heraus

- Zeichen für optimale Fließbedingungen

- Treten dort auf, wo in einem Fluss nach Ablagerung eines großen Teils des v. ihm mitgeführten Schuttes ein günstiges Verhältnis zwischen Wassermenge, Gefälle u. Schuttbelastung besteht -> Flüsse pendeln mit ihren Schlingen im eigenen Sediment

Schwemmfächer

- Ablagerungsfläche v. feinem Sediment im Fluss

- Entsteht dort, wo das Gefälle plötzlich nachlässt und der Fluss seine mitgeführte Fracht nicht mehr tragen kann

Wasserfälle

Wasserfälle sind senkrechte oder fast senkrechte, oft viele Meter hohe Knicke im Längsprofil eines Flusses, über die das Wasser größtenteils im freien Fall herunterstürzt.

Ursachen für die Bildung:

o Harte Schicht, die nur schwer wegerodiert werden kann -> "Fallmacher", in Island i. d. R. Basalte

- An Wasserfällen schneiden sich Flüsse stark in Relief ein u. verlagern sich zur Quelle hin-> "rückschreitende Erosion"

Sonderformen:

Kaskaden -> Wasserfalltreppen mit mehreren, oft niedrigen Stufen

Stromschnellen -> kleine, oft gemeinsam auftretende Gefällsbrüche, oft nicht sichtbar, sondern fallen nur durch Wirbelbewegung d. Wassers auf

Wasserfälle in Island

Dettifoss d. Jöklusá á Fjöllum

  • Größter Wasserfall in Island: Fallhöhe 44 m, Breite 100 m, 200 m³/s durchschnittliche Wassermenge -> mächtigster Wasserfall Europas
  • Fallmacher Basalt
  • 6000 Jahre alt -> erst postglazial entstanden

Gullfoss

  • "Goldener Wasserfall" -> soll schönster Wasserfall in Island sein
  • Fallmacher Basalt in 2 Schichten übereinander -> Treppenartige Form entsteht
  • Besonderheit: Fallkante liegt nicht rechtwinklig zum Flusslauf, sondern schräg -> Anlehnung an tektonische Struktur -> bis zu 70 m tiefe Schlucht, 2,5 km lang
  • 10.000 Jahre alt -> erst postglazial entstanden

Godafoss

  • "Götterwasserfall"
  • Entstanden, weil sein ursprünglicher Lauf durch eine blockierende Masse verändert wurde

Hraunfossar

  • Kette kleiner Wasserfälle, die auf einer Länge v. ca. 1 km aus Lavagestein austreten
  • (Wasser strömt bis zum Austritt durch Lavafeld Gráhraun u. hat keinen an d. Oberfläche sichtbaren Verlauf)
  • Erklärung: Wasser versickert im porösen Gestein u. trifft einige Meter tiefer auf wasserundurchlässige Schichten u. strömt auf diesen abwärts, bis es an dieser Stelle wieder austritt

Skógafoss

  • Entstanden an mariner Kliffküste (Südisland)

Öxaráfoss

  • Entstanden an einem tektonischem Gefällsbruch (Allmännerschlucht)

Täler

Eine v. Fluss geschaffene u. i. d. Vorzeit od. heute durchflossene Hohlform mit verschiedenen Talquerprofilen

Talformen

Sohlental

  • Charakteristische Talform Zentral - Islands
  • Entstanden nach d. letzten Eisbedeckung -> typische Talformung im Periglazialbereich
  • Kennzeichen:  Breite Talsohle, steile Hänge. Keine Flussterrassen wegen d. starken Seitenerosion

Muldental

  • Kommen im zentralen Hochland in geringer Zahl vor
  • Kennzeichen: Keine ausgeprägte Talsohle, geringe Eintiefung, starke Schuttzuführung von den Hängen

Kerbtal

  • Im zentralen isländischen Hochland selten zu finden
  • Häufige Ursprungstalform für Sohlen- u. Muldentäler im Hyaloklastit, z.B. i. d. Flächen d. westlich d. Kerlingarfjöll gelegenen Àsgardsöldur
  • Entstehen durch ablaufendes Schmelzwasser
  • Kennzeichen: Steile, gestreckte Hänge, die beiderseits d. Gewässers enden. Talsohle = Gewässerbett

Canyon

  • Sonderform d. Kerbtals
  • Kennzeichen: Getreppte Hänge infolge d. Wechsellagerung verschieden widerständiger Gesteine. Talsohle = Gewässerbett

Terrassen

- Geländestufe unterschiedlicher Läne u. Breite

- Entstehen oft durch fluviatile Prozesse: Fluss ist nicht mehr in der Lage, sein Material weiterhin mitzuführen -> er lagert es i. d. Talaue ab

- bei späterer Eintiefung d. Flusses in seine eigenen Ablagerungen zerschneidet er d. vorher aufgebaute Akkumulationsfläche, Teile davon bleiben am Talrand als Verebnung stehen

Marine Formenbildung

- 2 verschiedene Küstenformen in Island:

- a) Steilküste u. zerschnittene Fjorde an d. Nordseite der Insel

- b) Ausgleichsküste mit Stränden an d. Südseite der Insel

Steilküste

- Entstanden durch Hebung d. isländischen Insel im Zuge v. isostatischen Ausgleichsbewegungen (durch Abschmelzen d. Gletscher werden Kontinente leichter u. heben sich an)

- Noch heute hebt sich Island (weil immer noch viel Material abgetragen u. die Insel somit leichter wird) um 0,82m für jeden Meter, der abgetragen wird

- Küstengebiete Islands wurden bis heute um ca. 950m gehoben

Tjörnes

Kliffs

- Erosionssteilküste, die durch Brandungswellenarbeit entsteht

- -> Küste wandert dadurch langsam landeinwärts

- Sammelplatz f. Meeresvögel im Sommer

Fjorde

- isländische Fjorde sind an tektonisch vorgegebenen Strukturen angelegt

- reichen bis zu 130km tief ins Landesinnere

- während alpidischer Gebirgsbildungsphase (vor 225 - 20 Mio. Jahren) entstanden Spalten, die durch Hebungsvorgänge v. d. letzten Eiszeit aufklafften

- Gletscher überformten diese Spalten -> heutige Erscheinungsform (U-Täler)

- Arbeit d. Meeres führt zu weiterem Aufklaffen d. Spalten

- Brandung überformt d. Spitzen d. Fjorde, die ins Meer hineinragen -> abgetragenes Geröll wird durch Meeresströmung i. Fjorde transportiert u. abgelagert -> kleine Halbinseln entstehen, diese sind z. T. sogar bewohnt (z.B. Akureyri, Ísafjördur, Flateyri)

Flachküsten im Süden

- Entstanden durch Hebung d. isländischen Insel im Zuge v. isostatischen Ausgleichsbewegungen: Land wird im Norden gehoben, im Süden sinkt es ab, da große Mengen vulkanischer Massen u. Sedimente hierher transportiert werden (u.a. durch Gletscherläufe)

Massenbewegung

- Flächenhaftes Fallen, Rutschen od. Kriechen v. Gestein u. Verwitterungsmaterial unter Schwerkrafteinfluss -> "Denudation"

- häufig in periglazialen Gebieten, vorwiegend an steilen Hängen, da gefrorener Boden Barriere f. Sickerwasser darstellt u. als Gleitbahn f. aufliegendes Material wirkt

Lawinen

- regelmäßiges Phänomen in Island -> große Sachschäden v. a. in Nord- u. Ostisland sowie in Nordwestisland

Schuttkegel

- entstehen am Fuß v. Hängen u. unbewachsenen Wänden, weil Gesteinsbrocken durch Frostsprengung od. andere Formen d. mechanischen Verwitterung aus d. Gesteinsverband gelöst werden u. sich am Hangfuß sammeln

Bergstürze / Bergrutsche

Bergstürze und Bergrutsche sind spontane Massenbewegungen großen Umfangs.

- große Teile übersteilter Hänge reißen plötzlich ab u. stürzen ins Tal

- häufig auf Island, v. a. seit Ende d. letzten Eiszeit (vor 10 000 Jahren)

- Material kann Flüsse aufstauen -> Seen entstehen (z. B.: Hraunsvatn in Öxnadalur, Skriduvatn in Skridalur)

Muren

- Schlammstrom aus Wasser, Boden, Gesteinsbrocken

- Entsteht nach plötzlichen Regengüssen od. während d. Schneeschmelze

Bodenformen im periglazialen Raum

Texturböden

- keine Sortierung d. Sedimente nach Korngrößen, verschiedene Bodenbestandteile sind beliebig miteinander vermischt

Oberflächenformen der Texturböden:

Erdbülten / Rasenhügel

- "Thufur" (isländischer Ausdruck)

- kleine buckelige Höcker von weniger als 1 - 2m Durchmesser an Mooroberflächen, die bevorzugt in winterlich durchfrierenden Mooren entstehen

- kommen fast im gesamten Vegetationsgebiet v. Island vor, vom Meeresspiegel bis in max. Höhe v. 700m ü. NN

- besitzen keinen dauerhaft gefrorenen Kern

- sind immer vegetationsbedeckt

- Entstehungsvoraussetzung: Frostwechsel sowie ausreichende Menge Wasser

- entstehen durch frostdynamisch bedingte Materialumlagerung im Boden:

- Frost dringt kleinräumig u. differenziert in Boden ein -> unterschiedliche Hebungsbeträge des Bodenmaterials ("Initialzündung d. späteren Höckers")

- -> Materialumlagerung im Boden beginnt, Prozess wird durch Selbstverstärkungseffekt gefördert

- die über d. Bodenniveau entstehenden Höcker lassen d. Frost nicht mehr so tief in d. Boden eindringen wie die Zwischenräume

- -> Schwächeinseln entstehen, diese werden durch d. Druck d. Umgebung aufgewölbt

- dickes Wurzelgeflecht der gleichmäßigen Pflanzendecke verhindert Zusammensinken d. Hügels im sommerlichen Auftauen d. Frostbodens; wenn die Vegetationsdecke (z.B. durch überweidung) zerstört ist, zerfallen die Hügel

- 4 unterschiedliche Erscheinungsformen:

kuppelförmig: oval bis rund, 30-80cm hoch, Durchmesser 40-150cm am häufigsten auf Island

plateauförmig, schildförmig: selten

wallförmig: Sonderform d. kuppelförmigen Thufure an steil geböschten Hängen

Kerlingarfjöll

Palsen

- "Tundratorfhügel mit ovalem Grundriss"

- Permafrostkern, der v. ungefrorener Substrathülle umgeben ist

- Vegetationsbedeckt

- Unregelmäßig im Gelände verteilt

- Vorkommen gebunden an Permafrostböden -> beste Voraussetzungen in Umgebung d. Gletscher Hofs- u. Langjökull in Höhe zwischen 400 - 700m ü. NN

- Entstehung durch a) Degradation v. Permafrost, b) Neubildung

- a) Degradation (Umwandlung v. ursprünglichen Bodeneigenschaften u. Bodenaufbau durch Klima, menschliche Einflüsse u.ä.) v. Permafrost (Dauerfrostboden, nur die oberste

Bodenschicht taut i. d. Sommermonaten auf)

- in Gebieten mit vorherrschend tafelförmigen Permafrostpartien wird die ungefrorene Substrathülle durch Kammeisbildung weitestgehend zerklüftet u. d. Vegetation zerstört -> Deflation u. Erosion

- im Laufe d. Zeit werden einzelne Palsen herausgebildet, die isoliert im Gelände stehen

- b) Neubildung

- Schildförmige Palsen werden durch Eissegregation aufgewölbt u. über d. Grundwasserspiegel d. Umgebung gehoben

- wenn die Vegetationsdecke (z.B. durch überweidung) zerstört ist, zerfallen die Hügel

- 4 unterschiedliche Erscheinungsformen:

buckelförmig: Wachstum i. d. Höhe gerichtet -> bis zu 10m über d.

Geländeoberfläche; Durchmesser 5-15m

plateauförmig: 2-3m hoch, können mehrere km² groß werden

schildförmig

Frostspaltenmakropolygone

- oberflächige Risssysteme, die im allgemeinen tetra-, penta- oder hexagonal angeordnet sind

- sowohl in vegetationslosen als auch vegetationsbedeckten Periglazialräumen bei feinkörnigem Bodensubstrat

- Polygone erreichen Durchmesser v. 15 - 35m

- Spaltenbreite im vegetationsfreien Raum 10 - 15cm, in Gebieten mit Vegetationsbedeckung 20 - 30cm

- Spaltentiefe im vegetationsfreien Raum 5 - 15cm, in Gebieten mit Vegetationsbedeckung 20 - 50cm

- Risse im Boden haben kerbförmigen Querschnitt -> sind oft viel kleiner, als man auf d. ersten Blick vermutet

- Entstehungsvoraussetzung: gute Drainage d. Substrates

- Entstehen durch sehr schnell eintretende, starke Temperaturstürze im Bereich eines bereits stark gefrorenen Bodens -> zusätzliche Beanspruchung -> starke Belastung -> Risse entstehen

Zellenböden

- "Spaltenmirkopolygone"

- einzelne Polygone kleiner als bei Frostspaltenmakropolygonen, erinnern an biologische Zellen oder Trockenrisse

- Durchmesser d. Polygone 2- 4m, Spaltentiefe ca. 20cm, Spaltenbreite ca. 10 - 20cm

- Entstehung umstritten, teils frostdynamisch, teils durch Austrocknung

Strukturböden

- Sedimente im Boden sind in unterschiedliche Schichten mit gleichen Korngrößen sortiert

- Sortierung beruht auf frostdynamischen Vorgängen

- Diese Form d. Böden entstehen durch verschiedene Prozesse oft aus ungeordneten Texturböden

Sortierung v. Feinmaterial u. Grobmaterial durch frostdynamische Vorgänge

- Frostwechsel -> unter allerobersten Bodenschicht entstehen Eisnadeln des Kammeises. Diese stehen senkrecht auf der Abkühlungsfläche u. wachsen durch Wasserzufuhr beim Gefrieren -> heben Bodenpartikel über sich an. Beim tägl. Tauen kippen die Nadeln gravitativ in Gefällsrichtung um -> Bodenpartikel werden weiter hangabwärts angelagert.

- Frostwechsel -> Auffrieren von Steinen. Boden gefriert -> dehnt sich aus -> Steine werden angehoben. Beim Auftauen bleiben Steine zunächst mit ihrer Unterseite festgefroren, während um die Oberseite herum das auftauende Feinmaterial in sich zusammenfällt -> relative Aufwärtsbewegung d. Steines

Oberflächenformen der Strukturböden:

Steinringe

- Entstehen durch Auffrieren d. Grobkomponente (Stein), während d. feinen Korngrößen relativ zurück bleiben

- Sommerliches Auftauen d. Bodens v. oben nach unten -> Grobkomponenten rutschen aus den Erhabenheiten an die niedrigeren Ränder, die Feinerdehügelchen fallen bei weiterem Auftauen zusammen u. entstehen neu zu Beginn d. nächsten Frostperiode

- Ständiger Frostwechsel führt zu immer deutlicherer Materialsortierung

Kerlingarfjöll

Steinpolygone

- Regelmäßige u. unregelmäßige Vieleckformen

Steinstreifen

- Abwandlung v. Steinringen od. Steinpolygonen

- Entstehen wegen gravitativem Einfluss an geneigten Flächen (Hängen, Böschungen)

Steininseln

- Sekundarform v. zerfallenen Polygonen: deren Eckpunkte verbleiben als Rest an d. Oberfläche u. sind als Steinakkumulationen im Boden zu erkennen

- Normalerweise nur in vegetationslosen Gebieten (Genese in vegetationsbedecktem Gebiet unklar)

Feinmaterialinseln

- Feinmaterial gelingt es z.T. Blockmassen v. unten zu durchstoßen

Solifluktion

Solifluktion bedeutet "Bodenfließen"

- Frostwechsel -> Boden gefriert im Winter vollständig, im Sommer tauen nur die obersten Dezimeter bis Meter auf (Permafrostboden). Die Böden sind i. d. oberen Bereichen aufgrund d. stauenden Wirkung d. darunter liegenden Eises stark durchnässt. Dieses mit d. Auftauwasser durchsetzte mineralische Material hat eine breiige Konsistenz -> auf leicht abschüssigem Gelände fließt der Brei hangabwärts

Fließerdedecken

- Hauptsächlich an Steilhängen

- Selten, auf das Hochland beschränkt