Walfang in Island
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Die Isländer und ihre besondere Beziehung zum Fang von Walen.

Fischerboote Husavik

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Walfang in Island

Walfang hat in Island lange Tradition. In früheren Jhdtn. konnte das Fleisch eines Wales ganze Bevölkerungsteile Islands vor dem Hungertod bewahren.

Zunächst wurden nur gestrandete Tiere genutzt. 1281 wird Walfang mit Harpune in küstennahen Gewässern erstmals im Gesetzbuch Jonsbok erwähnt. Der Walfang diente damals ausschließlich der Ernährung der Bevölkerung und damit dem Überleben der Isländer.

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Seit Ende des 19. Jahrhunderts (etwa 1850) wird Walfang im kommerziellen Stil betrieben. Norweger hatten ihre Gewässer ausgebeutet und setzten den Walfang nun vor der isländischen Küste fort. Dabei errichteten sie 1883 eine Walfangstation im Alftafjördur (1. Walfangstation in Island). Später wurden auch deutsche und französische Walfangstationen errichtet, diese wurden aber bald wieder aufgegeben.

Um die Jahrhundertwende (1900) erreichten die Norweger mit 1300 erlegten Tieren pro Fangsaison den Höhepunkt des Walfangs in den Westfjorden. In isländischen Gewässern gab es damals ca. 17 verschiedene Walarten.

1897 Gründung der ersten isländischen Walfanggesellschaft, sie bestand nur bis 1903.

1915 wurde für 10 Jahre ein Walfangverbot in isländischen Gewässern erlassen (zum Bestandschutz). Das traf vor allem norwegische Walfänger.

1935 errichteten Isländer in den Westfjorden (Talknafjördur) eine erste eigene Walfangstation (dort gibt es sehr planktonreiche Gewässer). Die Verarbeitung erfolgte an Land. Der Radius der Fangflotte war stark begrenzt, da zwischen Harpunieren und Zerlegen an Land nur max. 30 h liegen dürfen.

Mit Ausbruch des 2. Weltkriegs verlor man den Hauptabnehmer für Walöl, Deutschland. Kommerzieller Walfang wird zunächst eingestellt.

Nach dem Krieg geht es wieder los: 1947 Errichtung der Walfangstation Midsandur in Hvalfjördur, 1948 Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs. In Midsandur wurden bis 1986 während der Fangsaison von Mitte Mai bis Mitte September jährlich 350-450 Tiere harpuniert und zerlegt. Diese Arbeit sicherte ca. 200 Arbeitsplätze.

Insgesamt wurden in Island ca. 15-20 % der zur gleichen Zeit weltweit gefangenen Wale erlegt und zum großen Teil exportiert (das betrug ca. 1,5 % des gesamten isländischen Exporterlöses). Island gehörte nie zu den großen Fangnationen, gesamtwirtschaftlich war die Jagd nach Walen unbedeutend. Gefangen wurden überwiegend Finnwale, später Sei- u. Spermwale. Die Jagd auf Blau- und Buckelwale war wegen drohender Ausrottung schon seit 1960 verboten.

Hauptabnehmer für Walfleisch war Japan, selbst eines der größten Walfangländer der Welt. Walöl wurde traditionellerweise als Brennstoff und Lampenöl benutzt und in Kosmetik, Seifen, Linoleum in vielen europäischen Ländern verarbeitet.

1985 trat das Verbot des kommerziellen Walfangs in Kraft (1982 verhängt von der Internationalen Walfangkommission IWC), in Island wurde das Gesetz mit knapper Mehrheit angenommen. Der Walfang sollte zunächst zum Schutz der Tiere für 5 Jahre ausgesetzt werden. Die Isländer fanden aber schnell einen Ausweg: Sie erstritten sich das Recht, 200 Wale (120 Finn- oder Seiwale und 80 Zwergwale) pro Jahr zu wissenschaftlichen Zwecken erlegen zu dürfen. Die Hälfte des Fangs wurde angeblich nach Japan exportiert und landete dort als Delikatesse auf den Tellern. Umweltschützer gingen auf die Barrikaden. 1986 wurden im Hafen von Reykjavik zwei Walfangschiffe versenkt und die Walfangstation in Hvalfjördur verwüstet.

1987 wurden 80 Finn- und 20 Seiwale, 1988 68 Finn- und 10 Seiwale gefangen. Dann wurde das ganze auf friedliche Proteste und internationalen Druck (eher wirkungslos) sowie internationale Handelsboykotte (v.a. durch die USA und Deutschland, schon wirkungsvoller) eingestellt. Boykottiert wurden v.a. isländische Fischprodukte - und die isländische Wirtschaft hängt absolut vom Fischfang ab.

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1992 verlässt Island die IWC, um eine neue Organisation für den Bereich des Nordatlantiks zu gründen - NAMMCO, North Atlantic Marine Mammal Committee mit Norwegen, Grönland und den Färöern. Das Ziel: Wirksame Erhaltung der Walbestände und stärkere Selbstbestimmung.

Seit 1993 ziehen Norweger wieder zur Jagd auf Zwergwale aus, weil sie fristgerecht Widerspruch gegen ein Moratorium zum Fangverbot einlegten und deswegen nicht daran gebunden sind.

Seit Oktober 2002 ist Island wieder Mitglied in der IWC, allerdings unter dem Vorbehalt, dass jegliches Verbot von kommerziellem Walfang nicht anerkannt wird. Dieses wurde erlaubt, weil Island das Zugeständnis machte, nicht vor 2006 den kommerziellen Walfang wieder aufzunehmen. Aber: im Herbst 2003 wurden wieder Wale gefangen!

Trotz geringer wirtschaftlicher Bedeutung beharren die Isländer auf die Option des Walfangs. Man kann das sehen als Protest eines kleinen, lange durch Kolonialmächte bevormundeten Volkes, das sich erneut durch Großmächte unter Druck gesetzt fühlt. Drei Viertel der isländischen Bevölkerung befürwortet den Walfang.

250 der insgesamt 50.000 Zwergwale dürfen gefangen werden, zusätzlich empfiehlt das marine Forschungsinstitut von Island, 100 Finnwale pro Jahr zu fangen. Die Walarten in isländischen Gewässern seien nicht vom Aussterben bedroht.

Wanden & Trekking. Der neue Wirtschaftszweig: Whale-Watching

Das Whale-Watching ist lukrativer, als der Walfang je war, jährlicher Umsatz um die Jahrtausendwende (2000) ca. 8 Mio. US $ (im Walfang war das vor 1989 nicht mal die Hälfte!). Durch die rasant steigenden Touristenzahlen in den Jahren danach dürften die Einnahmen aus dem Whale-Watching ebenfalls stark gestiegen sein.