SARDINIEN: Geschichte
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Hintergrund-Infos zur sardinischen Geschichte als Hintergrundinfos für Wander- und andere Reisen auf Sardinien.

Kirche Baunei, Sardinien

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Sardinien: Geschichte

zur Entstehung und Entwicklung des Mittelmeeres siehe > Entstehung Mittelmeer

150.000 v.C.: erste menschliche Spuren (Altsteinzeit)

11.000 v.C.: in der Eiszeit war Sardinien zum letzten mal mit dem Festland und Korsika verbunden. Der Wasserspiegel lag um bis zu 120 m tiefer als heute. Die Menschheit erfand Ackerbau und Viehzucht.

6.000 v.C.: Einwanderung fremder seefahrender Kulturen. Landwirtschaft, Viehhaltung, Megalithgräber, Menhire, Brunnenheiligtümer, Giganten- und Steinkreisgräber. Export von Obsidian-Werkzeugen nach Korsika, Italien und an die französische Küste.

2.000 v.C.: Einwanderung der Glockenbecherkultur, einer Gruppe, die nach ihren typischen Keramikerzeugnissen benannt wurde.

Turm von Santa Maria Navarrese, Sardinien

1.600 v. Chr. - 600 v. Chr: Nuraghen-Kultur. Heute existieren noch sichtbare Reste von über 3.000 von einst etwa 7.000 bis 10.000 Wohn- und Verteidigungs-Türmen (Nuraghen). Häufig liest man "Sie sind weltweit nur auf Sardinien zu finden." Aber auf den Balearen entstand etwa zeitgleich die Talayot-Kultur mit ähnlichen typischen Wohn- und Verteidigungstürmen.

Da die Nuraghen jeweils nur kleine Gebiete schützten, und über die ganze Insel verteilt waren, dienten sie in Sardinien wohl zur Abwehr innerer Feinde. Beginn der bis in die Neuzeit andauernden Konflikte zwischen Viehhaltern und Ackerbauern. Bis heute sind die Rivalitäten zwischen Nachbardöprfern sprichwörtlich. Erst später dienten komplexere Systeme und Ketten von Küstennuraghen zur Verteidigung nach außen (z.B. gegen die Phönizier).

Die Nuraghen-Kultur gehört zur Bronzezeit. Es gab Handel mit Verbindungen nach Mykene, Zypern und Kreta.

um 850 v.C.: Phönizier erobern die Küsten, Sardinier fliehen in die Bergregionen. Die Phönizier legen Handelsorte an und betreiben Bergbau, Fischfang und Ackerbau.

um 550 v.C.: Punier. Handelsorte (Gagliari), Kolonien. Erzbergbau, Wegenetz, Rodungen für Getreideanbau. Ende der Nuraghen-Kultur, wahrscheinlich mit kriegerischen Auseinandersetzungen. Enge Bindung Sardiniens an Karthago.

bis 250 v.C.: Verschmelzung sardisch-punischer Kultur.

241 v. Chr. musste Rom im Friedensvertrag nach dem ersten punischen Krieg die Hoheitsrechte Karthagos über Sardinien anerkennen.

238 v. Chr.: Eroberung durch die Römer nach Aufständen der Bevölkerung. Sardinien blieb aber noch lange, nachdem Scipio der Jüngere 146 v. Chr. Karthago zerstört hatte, von der punischen Kultur geprägt. Das Inselinnere wurde von den Römern wenig beeinflusst.

455 n.C.: Vandalen

534 n.C.: Byzantiner unter dem Feldherrn Belisar. Verarmung der Insel.

552 Vorübergehende Eroberungen durch die Ostgoten.

568: erfolglose Angriffe der Langobarden.

599: gewaltsame Bekehrungen zum Christentum.

700 - 900: Überfälle der Araber. Flucht der Bevölkerung ins Landesinnere. Der Handel ging stark zurück, die Bewohner betrieben im Inneren der Insel Subsistenzwirtschaft und jeder Ort versuchte, autark zu sein.

753 ein arabisches Heer erobert den Süden der Insel.

815 ersucht die Insel den Franken Ludwig den Frommen (778-840) vergeblich um Hilfe.

832: Die byzantinische Herrschaft endet (inoffiziell) mit dem Rückzug des byzantinischen Statthalters. Er übergibt die Verwaltung an sog. Richter, die jeweils für einen Teil Sardiniens die Verantwortung tragen und immer mächtiger werden. Bald sind die 4 Gerichtsbezirke, Judikate, quasi unabhängig.

9. Jh.: Die Araber beherrschten mit Ihren Flotten die Küsten. Eine dauerhafte muslimische Eroberung konnte bis 1014/15 verhindert werden.

1014: Mudschahid von Dénia erobert mit Hilfe von 120 Galeeren große Teile der Küstengebiete. Die italienischen Küstenstädte waren durch die arabische Operationsbasis auf Sardinien militärisch bedroht.

Monte Idolo, Sardinien

1016: Auf Initiative von Papst Benedikt VIII. besiegen die vereinten Flotten der Seemächte Genua und Pisa die Araber und verdrängen Mudschahid wieder aus Sardinien. Pisa bekommt den Süden Sardiniens, Genua beherrscht den Norden. Die Insel wird wie eine Kolonie behandelt. Ausbeutung und Abholzung sind ebenso prägend wie Aufbau von Infrastruktur für Transport und Verteidigung. Klöster wurden errichtet, die abgelegene Landstriche urbar machten. Ständige Konflikte zwischen Genuesern und Pisanern, Hirten und Bauern, Berg- und Küstenbewohnern.

1239: Der Staufer Kaiser und König von Sizilien, Friedrich II. (1198-1250), ernennt seinen illegitimen Sohn Enzio zum König von Sardinien (1239-1249, gest. 1272), der Status der Insel als Königreich wird begründet.

1323: Sardinien fällt wie Sizilien zunächst als Lehen des Papstes dem Königreich von Aragon zu und gehört seit 1479 zum Königreich Spanien. Die Bevölkerung der Städte Cagliari und Alghero werden vertrieben und durch katalanische Siedler ersetzt. Ihre Nachkommen sprechen in Alghero bis heute Katalanisch. Die Spanier nehmen freies Weideland in Besitz und bedrängen dadurch die einheimische Hirtenkultur. Die Ausbeutung wird intensiviert und viele spanische Siedler verdrängen einheimische Bauern und Hirten. Sarazenische Piraten, Pest, Cholera und Malaria plagten die Bevölkerung zusätzlich. Ein Ring von Sarazenentürmen wird um die Insel gebaut (auch der Turm in Santa Maria Navarrese)

1714: Nach dem Aussterben der spanischen Habsburger-Linie fällt Sardinien nach dem Spanischen Erbfolgekrieg an die österreichische Linie des Hauses Habsburg.

1720: Österreich tauscht mit Savoyen-Piemont: "Königreich" Sardinien gegen Sizilien. Die Piemonteser Herrscher waren scharf auf den Königstitel. Das neu entstandene Königreich Sardinien-Piemont mit Hauptstadt Turin und den Provinzen Savoyen und Piemont hat sein Zentrum auf dem Festland, Sardinien wird vernachlässigt. Nur während der französischen Okkupation des norditalienischen Gebiets zwischen 1799/1800 und 1814 regieren die sardischen Könige Karl Emanuel IV. (1796-1802) und Vittorio Emanuele I. (1802-1821) unter dem Schutz der britischen Flotte direkt von Sardinien aus.

1861: Im Zuge der italienischen Einigung wird der Herrscher Sardiniens Vittorio Emanuele II. (1849-1878) erster König von Italien. Mit der erneuten Rückverlagerung der politischen Macht in Italien nach Turin, Florenz bzw. Rom wurde Sardinien endgültig an den Rand gedrängt.

1894: Letzte Bardana, Überfall der Bergsarden auf die Küstengebiete zur Plünderung.

1946: Sardinien erhält Autonomie. Bis 1982 gibt es vereinzelte, z. T. bewaffnete Rebellionen, die häufig mit Entführungen verbunden sind. Ziel war die Unabhängigkeit.

2007: Vorerst letzte Serie von Blutrache mit 9 Toten in Orgosolo.

Mehr Infos siehe unter > Geschichte Italiens