HANDSCHUHE zum Wandern, Trekking, Bergsteigen

Tja, was gibt es zu Handschuhen zu sagen? Die Funktion ist ja eigentlich klar. Handschuhe sollen die Hände warm halten. Aber so einfach sich diese Aufgabe anhört, so komplex ist sie auf Winterwanderungen, Bergtouren, Schneeschuhtouren, Skitouren oder beim Höhentrekking. So geht es ja darum, die richtigen Handschuhe für die richtigen Tourenbedingungen, für das richtige Wetter und für den richtigen Outdoor-Sportler zu finden.

Filigran arbeiten mit dicken Handschuhen?

Sind Handschuhe zu dick und zu warm, so hat man damit unnötig Probleme beim Benutzen der Hände. Filigranere Tätigkeiten sind mit Handschuhen, vor allem mit dicken Fausthandschuhen, nicht möglich. So muss man sie immer wieder ausziehen, wenn man z.B. einen Streichholz anreißen will, einen Kocher bedienen, ein Taschenmesser öffnen, einen Knoten machen oder einen Karabiner einklinken.

Geht besser ohne Handschuhe: Kocher bedienen im Karakorum auf 5000 m.

Sind die Handschuhe zu dünn, kann man zwar besser damit arbeiten, aber sie erfüllen ihren Zweck bei sehr kalten Wetter nur ungenügend.

Die richtigen Handschuhe für die richtige Tour

Das heißt, bevor ich mir Handschuhe für eine konkrete Tour kaufe, sollte ich überlegen, was ich unter den konkreten zu erwartenden Bedingungen brauche. Dabei spielt nicht nur die reine Temperatur eine Rolle. Wind, Regen, Schnee und Art des Einsatzes im Outdoorsport sind weitere Faktoren, die sich auf die Handschuhwahl auswirken. Auf Klettersteigen z.B. müssen Handschuhe auch besonders strapazierfähig sein und wegen der kalten Stahlseile und Eisenleitern gleichzeitig gut wärmen.

Man kann noch so dicke selbstgestrickte Handschuhe tragen, wenn der Wind hindurch pfeift oder wenn sie im Regen nass werden, dann wärmen Sie die Finger nicht mehr. Nasse Handschuhe im Wind kühlen die Hand sogar eher noch zusätzlich aus. So sollte man sich je nach Einsatzgebiet über wind- und wasserdichte Handschuhe Gedanken machen.

Es gibt aber auch die Möglichkeit, mehrere Handschuhe übereinander zu ziehen. Wenn man z.B. morgens bei starken Minustemperaturen vor dem Zelt den Kocher anwerfen will, dann haben sich dünne Fingerhandschuhe bewährt, über die man dann dickere Fäustlinge zieht, wenn man die Finger nicht mehr für Feinarbeiten braucht. Diese Kombination, ein paar dünne und ein paar dicke Handschuhe, lässt auch viele Varianten zu. Ist es nicht ganz so kalt, wie zum Beispiel in niedrigeren Höhen, reichen mir vielleicht die Fingerhandschuhe. Wird es mit der Höhe etwas kälter, greife ich stattdessen zu den Fäustlingen. Und wird es noch kälter und windiger, dann ziehe ich die Fingerhandschuhe unter die Fäustlinge und habe so, ähnlich wie ich es bei den Schlafsäcken geschildert habe, ein zusätzliches isolierendes Luftpolster. So bleiben die Hände warm.

Nässe und Wind

Auch für das Problem von Feuchtigkeit und Wind kann man diese Zwiebeltechnik einsetzen. Es gibt dünne wasserdichte Handschuhe, die man als Überhandschuhe benutzt. Diese Handschuhe halten natürlich auch den Wind ab.

Wenn man beim Outdoor-Ausrüster nicht fündig wird, kann man nach solchen Handschuhen auch im Motorradfachhandel schauen. Die Motorrad-Überhandschuhe haben meistens sogar noch den Vorteil, dass sie einen sehr langen Schaft haben, den man über die Funktionsjacke ziehen kann. So werden auch die Handgelenke nicht kalt.

Kälteeinbruch im Garhwal-Himalaja. Glücklich, wer Handschuhe dabei hat.

Apropos Handgelenke ... bei geringeren Temperaturen reichen vielleicht statt Handschuhen schon Pulswärmer oder Fleecepullover, die etwas überlange Ärmel mit einem Loch für den Daumen haben. Umgekehrt nützen auch dicke Handschuhe wenig, wenn die Körperwärme über das stark durchblutete Handgelenk oder die Oberarme entweicht.

Verlust der Handschuhe verhindern

Wenn man mit seinen Handschuhen am Berg unterwegs ist, muss man sie vielleicht zwischendurch mal kurz ausziehen. Viele von euch wissen schon, wie leicht man solche Gegenstände verlieren kann. Direkt nach der Trinkflasche liegen Handschuhe vermutlich in der Statistik der vom Berg gefallenen Gegenstände auf Platz zwei.

Um das zu vermeiden gibt es bei vielen professionellen Handschuhen einen kleinen Karabiner, mit dem man sie in den Ärmel der Outdoorjacke einklinken kann. Bei vielen guten Funktionsjacken ist daher an entscheidender Stelle eine kleine Öse vorgesehen. Alternativ kann man es auch machen wie bei Kindern, man verbindet die Handschuhe mit einem langen Band und zieht dies durch die beiden Ärmel der Jacke. So bleiben die Handschuhe am Mann oder an der Frau, wenn sie mal kurz nicht im Einsatz sind. Das ist in jedem Falle besser, als sie auf irgendeinen Felsen zu legen und dort zu vergessen oder mit einer unbedachten Bewegung oder mit einem Windstoß vom Berg fliegen zu sehen.

Ab welcher Temperatur brauche ich Handschuhe?

Solche Fragen kann man nicht pauschal beantworten. Menschen frieren unterschiedlich, auch an den Händen. Wind, Feuchtigkeit und körperliche Aktivität beeinflussen dass subjektive Kälteempfinden und das objektive Einfrieren der Hände enorm. Fakt ist aber, dass der Auskühlungseffekt durch Wind (wind chill effect) in den Bergen deutlich stärker als im Tiefland zuschlagen kann.

Praxis-Tipp

Man sollte auf einer Bergtour oder Trekkingtour nicht zu lange warten mit dem Anziehen der Handschuhe. Ich selbst bin oft noch lange ohne Handschuhe gelaufen bis ich gemerkt habe, dass ich mit steif gefrorenen Fingern kaum noch den Reißverschluss meiner Jacke öffnen konnte. Wenn in so einer Situation ein Notfall passiert, braucht man aber seinen Körper voll einsatzfähig, auch die Finger. Daher sollte man eher frühzeitig Handschuhe anziehen, als zu spät.

Nicht warten, bis die Finger eingefroren sind! Auch, wenn dicke Handschuhe und Trekkingstöcke wenig harmonieren.

Geht man mit Trekkingstöcken, sollte man sie vor der Tour mal mit den Handschuhen testen. Vermutlich muss die Schlaufe etwas größer eingestellt werden. Und da ist es besser, wenn man nicht erst in der Kälte und im Dunkeln am Seil ausprobiert, wie das geht.