geb. 1845, König ab 1864, gest. 1886. Der Märchenkönig wollte ewig ein Rätsel bleiben ... was ihm auch gelang.
Jugend
Nach der Geburt wurde der Säugling einer Amme übergeben.
Im Frühjahr 1846, als Ludwig etwa acht Monate alt war, starb die Amme plötzlich. Ludwig musste abgestillt werden. Er wurde zusehends schwächer und bekam Fieber. Man befürchtete seinen Tod. Ludwig erholte sich aber wieder.
1848 wurde Ludwigs Bruder Otto geboren. Die Brüder verbrachten Kindheit und Jugend vor allem auf Schloss Hohenschwangau bei Füssen in der Gegenwart ihrer Erzieher. In dem Schloss kam Ludwig frühzeitig mit der Sagenwelt des Mittelalters in Berührung, die dort auf vielen Wandgemälden dargestellt ist.
Die Beziehung zu den Eltern war sehr distanziert.
Schon früh zeigte sich Ludwigs Liebe zu Literatur und Baukunst. Sein Großvater Ludwig I. förderte das. Seine Lehrer und Erzieher stärkten Ludwigs Hang zu Selbstverherrlichung und Hochmut.
Sehr früh schon las Ludwig die Schriften Richard Wagners und identifizierte sich mit den Werken Schillers.
Ludwig engagierte sich später als König für die Förderung der Kultur. Besonders unterstützte er Wagner mit enormen Summen, was ihn mit der Staatsregierung und den Münchner Bürgern in Konflikt brachte.
Mit 1,93 m war Ludwig außerordentlich groß.
Verlobung
Ludwig verlobte sich aber 1867 mit der Herzogin Sophie Charlotte. Möglicherweise steht dieser spontane Entschluss im Zusammenhang mit einer Trennung von seinem vermuteten ersten Liebhaber Paul von Thurn und Taxis. Sophie Charlotte war die jüngste Schwester der Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sissi) und war mit Ludwig seit ihrer Kinderzeit befreundet.
Ludwig II. verließ aber seinen eigenen Verlobungsball bereits nach einer Stunde und stellte seine Braut damit in der Öffentlichkeit bloß. Es folgten zahlreiche weitere Brüskierungen, die zur Entfremdung der Verlobten führten.
Ludwig verschob den Hochzeitstermin immer wieder, obwohl die Vorbereitungen schon im vollen Gange waren. Schließlich löste Ludwig die Verlobung und brüskierte damit den Adel und die Bevölkerung.
Sophie nahm es leicht. Sie hatte sich 3 Tage nach der Verlobung in einen anderen verliebt.
Politik
Nach dem Wiener Kongress (1815) war Europa und seine Grenzen neu geordnet worden. Bayern hatte Franken und Schwaben zugesprochen bekommen, besaß noch die Rhein-Pfalz und war unabhängiges Königreich. Die Deutschen Staaten, auch Bayern, waren im Deutschen Bund zusammengeschlossen.
Nachdem sein Großvater, König Ludwig I., 1848 abgedankt hatte, wurde des jungen Ludwigs Vater Maximilian König von Bayern und Ludwig Kronprinz.
1863 war Bismarck in Bayern zu Gast. Er traf dabei auch den Thronfolger Ludwig. Keiner von beiden wusste, dass Ludwig kurz darauf König werden sollte. Es blieb das einzige persönliche Gespräch zwischen den beiden.
Ludwigs Vater Maximilian starb nach kurzer Krankheit 1864. Ludwig wurde mit 18 Jahren als Ludwig II. König von Bayern.
Bismarck wollte ein Deutsches Reich unter der Vorherrschaft Preußens. Dazu wollte er die Deutschen Staaten (ohne das mächtige Österreich) vereinen.
Österreich wollte ein geeintes Deutschland unter österreichischer Führung.
Bayern hatte Angst um seine Souveränität. Es wollte zusammen mit den übrigen deutschen Staaten ein "Drittes Deutschland" neben Österreich und Preußen bilden.
Bismarck provoziert Österreich und beginnt einen Krieg.
Zuerst schließt sich nur Sachsen Österreich an. König Ludwig II will - obwohl mit Österreich sympathisierend und verbündet - den Kampf vermeiden. Widerwillig tritt er dann aber in den Krieg gegen Preußen ein. Gleichzeitig verweigert Bayern auf preußischen Druck Österreich die Nutzung der strategisch wichtigen Eisenbahnlinie Regensburg - Pilsen - Prag.
In der Schlacht bei Königgrätz siegen die Preußen gegen Österreich. Entscheidend ist das preußische Zündnadelgewehr, ein Hinterlader. Mit ihm können die Soldaten im Liegen laden und schießen und haben so bessere Deckung. Die österreichischen Vorderlader wurden im Stehen geladen, und der Ladevorgang dauerte länger.
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Preußen annektiert anschließend Sachsen und Hannover.
Bayern kapituliert und trägt vor allem in Franken die Last großer Kriegsschäden.
In der Rheinpfalz und in Franken, das noch nicht lange zu Bayern gehört, erstarken separatistische Bestrebungen.
Ludwig wird für die Niederlage mit verantwortlich gemacht und verliert kurzzeitig stark an Rückhalt in der Bevölkerung. Auf einer Reise durch die vom Krieg betroffenen Gebiete gewinnt er die Sympathien aber schnell wieder zurück.
Bayern wird zum Bündnis mit Preußen gezwungen.
Ludwig sieht seinen politischen Einfluss schwinden. Dabei träumt er von der Zeit absoluter Herrscher wie Ludwig XIV. und den Königen im romantischen Mittelalter. Er wird immer menschenscheuer und zieht sich ins Private und in seine romantischen Träume zurück.
Trotzdem führte Ludwig seine Amtsgeschäfte, trotz häufiger Abwesenheit von München, bis zum Ende seiner Regentschaft gewissenhaft aus. Er hatte bemerkenswerte Kenntnisse in Wirtschaft, Recht und Politik. Der Kabinettssekretär sorgte für die Kommunikation zwischen König und Ministern.
Ludwig II. setzte die Personal-Politik seiner Vorgänger in der konstitutionellen Monarchie fort. Sie waren stets bestrebt, die parlamentarisch politischen Kräfte im Land zu neutralisieren und deren Einfluss gering zu halten. Die Ministerien wurden z.B. von den bayerischen Königen immer gegensätzlich zu den Mehrheitsverhältnisse im Landtag besetzt.
1870 beteiligt sich Bayern aus politischen Zwängen heraus am von Bismarck provozierten Deutsch-Französischen Krieg. Ludwig ermöglicht mit einem überraschenden Vorstoß bayerischer Truppen vom pfälzischen Landau aus, dass die Kriegsentscheidung bereits früh bei Sedan fallen kann.
Ludwig akzeptiert nach dem deutschen Sieg und dem Überschwang des deutschen Nationalismus widerwillig die Kaiserkrönung Wilhelms I. von Preußen. Gegen hohe Summen geheimer Zahlungen unterschreibt Ludwig den sog. Kaiserbrief, da er die Unausweichlichkeit der Kaiserkrönung akzeptiert.
Beim Eintritt Bayerns in das Deutsche Reich kann Bayern wichtige Sonderrechte durchsetzen. Das sind z.B. eine eigenständige bayerische Armee unter Oberbefehl des Königs in Friedenszeiten und Ausnahmen bei den politischen Zuständigkeiten des Reiches. Ludwig beteiligt sich 1871 nicht an der Kaiserproklamation in Versailles.
Niedergang
Der König driftet weiter in seine Traumwelten ab. Er plant z.B. die Gründung eines Geheimbundes zu einem Umsturz, einen chinesischen und einen byzantinischen Palast und die Errichtung eines Königreiches auf den Kanarischen Inseln. Er fördert aber auch zukunftsweisende Technologien wie Elektrizität und Telefon.
Sein letzter öffentlicher Auftritt ist die Fahrt zur Generalprobe der Bayreuther Festspiele 1876.
1881 zerbricht nach kurzer Zeit die Freundschaft zu einem jungen Schauspieler. Der König sucht nun nur noch die Einsamkeit in der Romantik seiner Schlösser und Berglandschaften. Er schläft tagsüber und ist nur nachts aktiv ("Mondkönig"). Viele Süßigkeiten kosten ihn seine Zähne und er wird sehr füllig. Die Arbeiten an den Schlössern stocken, da sein Schuldenberg wächst.
Das Kabinett verweigert weitere Gelder und der Ministerrat betreibt die Entmündigung Ludwigs,
weil die Minister fürchten, abgesetzt zu werden. Nur aufgrund von Zeugenaussagen und ohne persönliche Untersuchung erklärt ihn ein vierköpfiges Ärzteteam für "seelengestört" und "unheilbar". Ludwigs langjähriger Hausarzt wird nicht zur Sache angehört.
In den von Ludwig vorgenommenen Amtshandlungen ist keine Unzurechnungsfähigkeit zu erkennen. Ludwig selbst verhält sich bei der Entmündigung trotz vieler Hilfsangebote fast völlig passiv.
Heutige Untersuchungen aller Unterlagen belegen, dass bei Ludwig keine Zeichen von Geistesschwäche und einer paranoiden Psychose vorlagen. Der zunehmende Realitätsverlust und der ständig wachsende Schuldenberg beeinträchtigen seine Handlungs- und Regierungsfähigkeit aber in erheblichem Maße.
Nach Ludwigs Entmündigung 1886 übernimmt sein Onkel Luitpold die Prinzregentschaft. Ludwigs jüngerer Bruder Otto ist wegen seiner Geisteskrankheit dazu nicht in der Lage.
Ludwig wird ins Schloss Burg am Starnberger See (damals noch Würmsee) gebracht. Einen Tag später ertrinkt (?) der König
im Alter von 40 Jahren
bei einem Spaziergang mit seinem begleitenden Arzt Bernhard von Gudden im flachen Wasser des Sees, nur 25 m vom Ufer entfernt.
Nach der offiziellen Version habe von Gudden den Regenten an einem Selbstmordversuch hindern wollen und sei dabei selbst zu Tode gekommen. Diese Darstellung ist jedoch sehr unglaubwürdig. Um den Tod Ludwigs II. ranken sich daher bis heute zahlreiche Gerüchte, die z.B. einen möglichen Fluchtversuch oder die Tötung des Königs vermuten. |