Die Alpen: Naturlandschaft und Kulturlandschaft
Wandern

Stichworte, Themen und Fakten für Wander- Reiseleitungen und/oder Vorträge über die Alpen.

Decken trocknen vor der Hütte

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Allgemeines & Spezielles

Hier findest Du ein paar Stichworte und interessante Themen, die man zu den Alpen wissen sollte oder könnte. Sie sind gedacht als Grundlage für Taschenvorträge auf Reiseleitungen, Bergführungen oder Wanderführungen oder für Vorträge über die Alpen.

Entstehung der Alpen

Wanden & Trekking. Entstehung der Alpen

Da wo heute die Alpen und das Mittelmeer zu finden sind existierte das Tethys-Meer bis vor etwa 35-30 Millionen Jahren.

Durch die Kontinentaldrift wurde und wird Afrika gegen Europa geschoben.

Mit den nördlichen Kalkalpen, dem Hauptkamm und den südlichen Kalkalpen sind die Alpen aus 3 Ketten aufgebaut. Vor dem Gebirge findet sich im Süde eine Senkungszone (Po, vgl. Ganges)

Durch das Zusammenschieben werden aus über 1000 km Ozean unter 100 km breite Alpen.

Die Hebungsmaxima lagen bei etwa 5 mm /Jahr.

Die Hebung hält noch an, heute mit unter 0,5 mm /Jahr.

Die Platten nähern sich um ca. 5 cm /Jahr aneinander an.

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Geologischer Aufbau

Gesteinsarten: Sedimentgesteine stehen im Gegensatz zum Urgestein (kristallines Gestein). Erstere sind als Sedimente im Meer abgelagert worden und daher sozusagen sekundäre Gesteine. Letztere sind direkt durch Erkalten aus flüssiger Magma entstanden.

Nord- und Südalpen sind geprägt von Meeressedimenten, besonders von Kalk und dem magnesiumreichenen und daher spröderen Dolomit.

In den Zentralalpen finden sich besonders kristalline Gesteine (Urgestein).

Die Gesteinsart spielt eine entscheidende Rolle für den Wasserhaushalt (Hydrologie). Das Urgestein ist gut geeignet für die Wasserspeicherung. Daher gibt es hier viele Flüsse, Seen, Quellen etc. ...

Im Kalk gibt es kaum Quellen oder Flüsse und vergleichsweise wenige Seen. Durch die Löslichkeit des Kalks und anderer Sedimente entstehen im Untergrund Hohlräume wie Höhlen und Kanäle. Dadurch fließt das Regenwasser schnell unterirdisch ab und steht Mensch, Flora und Fauna nicht mehr zu Verfügung.

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Verwitterung und Erosion

Das Hochgebirge ist geprägt von besonders hohen Verwitterungsraten. Dabei funktioniert die Verwitterung hier vorwiegend mechanisch.

Frostsprengung (Ausdehnung des Wassers bei Gefrieren um 9 %)

  • Insolationsverwitterung: starke Temperaturschwankungen durch hohe Einstrahlung
  • Abtragung durch Gletscher, Regen, Flüsse, Wind ...
  • Formen der Eiszeit prägen die Alpen: U-Täler, Grate, Kare, Moränen, Seen, Klammen ...

Eine Besonderheit sind die durch Lösung entstandenen Formen (= Karst) in den Kalkalpen. Hier entstehen Höhlen, Dolinen, Karren und weitere Karstformen.

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Reliefformung

Schichtstufen:

Die Lage und Widerstandsfähigkeit der Gesteinsschichten führt zu charakteristischen Formen wie Schichtstufen und Schichtkämmen.

Talformen:

Vor der Eiszeit war in den Alpen ein tertiäres Talnetz mit weiten Muldentälern vorhanden (Hier lohntb ein Exkurs zum Thema Klima und Talformung).

Das Trogtal oder - weniger passend - U-Tal ist das klassische Alpental: Auf der Trogschulter finden wir die Almen, die Steilhänge sind meist von Wald bedeckt und am Talboden liegen die Siedlungen.

Folgende Formen sind im Hochgebirge markant vertreten:

  • Spezialfall Kare
  • Seen
  • Karseen
  • Zungenbecken-Seen
  • natürliche Stauseen in U-Tälern
  • Rinnenseen (Gardasee, Lago Maggiore, Ammersee, Königsee ... vgl. Fjorde)
  • Flüsse
  • anasthomusierende Flüsse
  • Flussterrassen (Berglandtyp / Flachlandtyp, Errosions- /Transportkraft)
  • Wasserfälle (U-Tal)
  • Klammen

Flüsse:

Interessant ist der Pegelstand gletschergespeister Flüsse im Tagesverlauf. Morgens ist die Wasserführung gering. Sie steigt aber im Laufe des Tages und erreicht am späten Nachmittag bis Abend ihren Höchststand. Der Motor dieser Schwankung ist die Sonne, die tagsüber Eis und Schnee zum Schmelzen bringt.

Typisch für gletschergespreiste Flüsse ist die Gletschermilch. Die weiße Färbung der Flüsse wird durch vom Gletscher fein zermalene Partikel verursacht, die im Wasser schweben. Daran erkenne ich beim Wandern einen Gletscherfluss und weiß, dass der Wasserstand nachmittags deutlich höher sein kann.

Zwischen Baumgrenze und Gletscher:

Das Periglazialgebiet zwischen Baumgrenze und Eisbedeckung bietet besondere Formen, die auf einer Tour erläutert werden können:

  • Frostsprengung als dominanter Verwitterungsprozess
  • Permafrostboden (Wasserhaushalt, Rolle für Stabilität ...)
  • Solifluktion (Bodenfließen)
  • Frosthub (Steinpflaster, senkrechte Steine, ...)
  • Wanderblöcke Talwärtsverlagerung durch Anheben/Absetzen
  • Nadeleis/Kammeis Talwärtsverlagerung durch Anheben/Absetzen Winderrosion an Wegrändern nach Auflockerung
  • Toteisseen

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Höhenstufen

Dauerhaft Schnee und Eis liegen in den Alpen oberhalb von 2500 - 3500 m

Die Frostschuttregion liegt bei 2500 - 3500 m

Die Mattenregion liegt bei 2500 - 3000 m

Die Krummholzregion mit Latschen, Rhododendren, Wacholder und Grünerle liegt bei 1900 - 2500 m

Die Waldzone liegt unterhalb von 1600 - 2300 m. Die Waldgrenze ist in den Alpen anthropogen. Man findet häufig Trockenstress bei Bäumen auf Südhängen.

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Almwirtschaft

Der Übergang zur Landwirtschaft erfolgte in der Jungsteinzeit ab 4500 v. Chr.

Infolge dessen kam es zur Rodung des dichten Waldes für die Besiedlung

Interessant ist die Lage der Almen auf den Trogschultern der Alpentäler sowie die Lage der Maiensässen in der Waldzone. Ebenso der Zusammenhang zwischen Almwirtschaft und anthropogener Waldgrenze

Mehr zum Jahresgang der Almwirtschaft findest Du unter dem Artikel > Almwirtschaft

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Eiszeiten

Die Namen der Eiszeiten sind im Alpenraum und in den nördlichen Gletschergebieten unterschiedlich. Sie beziehen sich auf Flüsse, bis zu denen das Eis gekommen ist. Praktischerweise sind alle - im Norden und in den Alpen - alphabetisch geordnet.

  • Günz / Elbe vor 640 - 540.000 Jahren
  • Mindel / Elster 350 - 250.000 Jahren
  • Riß / Saale 230 - 130.000 Jahren
  • Würm / Weichsel 115 - 10.000 Jahren

Eiszeiten-Zyklus:

Im Wechsel zwischen Eiszeiten und Warmzeiten finden wir einen typischen Zyklus:

  • Abkühlung (durch unterschiedliche Faktoren wie Vulkanausbrüche ...)
  • Selbstverstärkung (Bsp. Tibetische Hochfläche)
  • Austrocknung (weniger Schnee)
  • Ausbreitung schneefreier Flächen -> Erwärmung

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Klimawandel

Seit Beginn der Industrialisierung bis 1980 verloren die Gletscher etwa ein Drittel ihrer Fläche und die Hälfte ihrer Masse.

Seit 1980 bis 2000 sind zusätzliche 20-30 Prozent des Eisvolumens abgetaut. Der Prozess hält an und beschleunigt sich. Viele Gletscher in den Alpen sind schon verschwunden oder tot (= keine Eisbewegung mehr, Abschmelzen).

Permafrost oberhalb von 2000 m stabilisiert den Untergrund. Bei Erwärmung taut das Eis. So steigt die Gefahr von Steinschlag, Hangrutschungen, Felsstürzen, Muren, Gerölllawinen ...

Die Trinkwasserversorgung der Tiefländer und die Schiffbarkeit großer Flüsse hängt von den Gletschern der Alpen ab. Weil sie im Sommer das Wasser langsam und gleichmäßig durch Schmelzen abgeben, sind die großen Flüsse so auch im Sommer gut mit Wasser versorgt. Bei fehlenden Gletschern wird der Wasserspiegel der Flüsse im Winter stark schwanken mit heftigen Fluten. Im Sommer wir oft zu wenig Wasser vorhanden sein.

Die Hebung der Höhengrenzen führt zum Aussterben alpiner Pflanzen.

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Literatur-Empfehlungen

Die Alpen - Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft

Obwohl mit dem Untertitel "Wandern im Vinschgau" versehen, ist dieses Buch nicht nur Wanderführer, sondern eher ein Gang durch Natur und Kultur Südtirols, besonders des Vinschgaus: Schüttelbrot und Wasserwosser: Wege und Geschichten zwischen Ortler und Meran - Wandern im Vinschgau.

Die Erben der Einsamkeit: Reise zu den Bergbauernhöfen Südtirols. Interessantes Buch mit viele alten Fotos über die Bergbauernhöfe und das Leben dort zwischen Vergangenheit und Zukunft. Empfehlenswert!  

Bayerische Alpen - Natur, Pflanzen, Tiere: mit Wanderungen und Erkundungstipps

Weitere Literatur zu den Alpen siehe > Alpen Literatur

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weitere Themen Alpen

Gletscher siehe > Relief und Gletscher Alpen