Klima, Vegetation
Der Vinschgau liegt an zentraler Stelle in den Alpen. Hier erreichen sie die größte Breite (250 km) und nehmen das Tal in ihre Mitte. Zudem ist der Vinschgau von sehr hohen Bergkämmen umgeben, die durchwegs die 3000 m überschreiten. Das hat eine ausgesprochene Isolation gegen äußere Einflüsse zur Folge, so dass das Tal klimatisch als eine der geschlossensten Landschaften der Ostalpen gelten kann. Sowohl die vom Norden bzw. vom Atlantik kommenden Luftmassen als auch die aus dem Süden heraufschwappenden Wetterlagen werden gleichermaßen abgemildert.
Eine der für den Tourismus günstigen, aber für die Landwirtschaft ungünstigen Auswirkungen ist die Niederschlagsarmut, die gepaart mit der hohen Sonnenscheindauer den Vinschgau zu einem der trockensten Täler der Alpen macht: geringe Bewölkung, niedrige Luftfeuchtigkeit, lange Sonnenscheindauer (Kortsch übertrifft mit 71% Meran, Arco oder Riva bei weitem), hohe mittlere Jahrestemperaturen bis fast 10° C, hohe Verdunstung, hohe Temperaturschwankungen im Tages- und Jahresverlauf, starke Fallwinde (Vinschger Wind, Reschenwind), geringe Kältespitzen im Winter.
![Wanderpfad im Vinschgau](../bilder/alpen-italien/vinschgau-06-2018/index_files/vlb_images1/02_latsch_kastelbell_juval_staben_002.jpg) Der Jahresdurchschnitt der Niederschläge beträgt in Schlanders unter 500 mm, nicht mehr als die Niederschlagsmenge von Teilen Siziliens. In Reschen sind es 660 mm.
Die West-Ost Ausrichtung des Tales bringt es mit sich, dass es einen extremen Unterschied zwischen den südexponierten Nordhängen des Sonnenberges und den schattigeren Südhängen des Nördersberges gibt. Der Sonnenberg ist trocken, mit hoher Sonneneinstrahlung, seichten und trockenen Böden, früher durch extremen Weideverbiss der Erosion schutzlos ausgesetzt, durchfurcht von Murengräben. Es wurden jahrzehntelange aufwändige Aufforstungen durchgeführt. Die nordexponierten Hänge des Nördersberges sind schattiger und weisen den üblichen alpinen Bewuchs auf.
Die Lärche ist prägend auch für den Vinschgau. Sie ist der einzige sommergrüne Nadelbaum und bildet häufig die Waldgrenze. Zartgrüne Frühjahrstriebe, rote Zapfenblüten und gelbe Herbstfärbung bringen Farbe in die Landschaft. Das Holz ist harzreich und deshalb sehr haltbar und witterungsbeständig. Es wird als Bauholz für die Höfe im Tal gern genutzt. Ein Dach aus Lärchenholzschindeln hält bis zu 80 Jahre. Das Harz wird gewonnen, indem man den Baum anbohrt. Durch das besonders im Frühjahr lichte Kronendach ist auch im Lärchenwald die Grasnutzung möglich.
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