Geschichte und Vorgeschichte der Türkei
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Ein kurzer Abriss der Geschichte Kleinasiens, von Byzanz, des Osmanischen Reiches und der Türkei.

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Geschichte: Kleinasien, Byzanz, Osmanisches Reich und Türkei bis 2010

Das Gebiet der heutigen Türkei ist seit der Altsteinzeit besiedelt.

In der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. wanderten die indogermanischen Hethiter ein. Nach einer Zeit lokaler Fürstentümer gründeten die Hethiter um 1600 v. Chr. ihr Großreich mit der Hauptstadt Hattusa. Das Reich endete aus unbekannten Gründen um 1200 v. Chr., ihre Kultur existierte jedoch in Kleinkönigreichen im südöstlichen Anatolien und in Syrien bis etwa 600 v. Chr. weiter.

Ein möglicher Anlass für das Ende des Hethiterreiches waren die aus Thrakien stammenden Phryger. Es wird vermutet, dass sie ihre Hauptstadt Gordion bereits im 12. Jahrhundert v. Chr. besiedelten. Um 750 v. Chr. ist ein phrygisches Großreich um Gordion und Midasstadt nachweisbar.

Es endete 696 v. Chr. mit dem Einfall der aus Südrussland kommenden Kimmerier. Etwa gleichzeitig entstand mit der Hauptstadt Sardes im westlichen Kleinasien das Reich der Lyder, während im Nordosten vom 9. bis 7. Jh. v. Chr. das Reich von Urartu existierte, das in mehr oder weniger ständigem Kampf mit den Assyrern lag.

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Die Westküste Anatoliens wurde bereits seit Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends von Griechen besiedelt, die von dort aus an die Südküste und die Schwarzmeerküste vordrangen. Auch Relikte der mykenischen Kultur sind an der West- und Südküste gefunden worden, inzwischen auch im zentralanatolischen Hochland.

Ab 700 v. Chr. drangen von Osten Meder und Perser ein und eroberten Lydien und Teile der griechischen Siedlungen.

Ab 334 v. Chr. eroberte Alexander der Große ganz Kleinasien.

Nach seinem Tod zerfiel sein Großreich, es begann der Hellenismus mit mehreren rivalisierenden Herrschern (Diadochen) makedonischer Abstammung.

Die griechische Herrschaft wurde gegen Ende des 3. Jh. von der Expansion des Römischen Reichs beendet, das nach und nach die Macht in Kleinasien übernahm und bis zur Reichsteilung im 4. Jh. behielt.

Danach gehörte Anatolien bis zum Eindringen der Araber und später der Seldschuken und Osmanen zu Byzanz.

Die endgültige türkische Besiedlung begann mit dem Eintreffen der Seldschuken im 11. Jahrhundert n. Chr. Deren ursprüngliche Heimat lag in Zentralasien.

Die Seldschuken schlugen die byzantinische Armee in der Schlacht von Manzikert im Jahre 1071. 1077 wurde das Sultanat der Rum-Seldschuken gegründet und daraufhin eroberten die Türken große Gebiete Ost- und Mittelanatoliens.

Nach dem Überfall der Mongolen wurde das seldschukische Reich geschwächt, so dass sich viele türkische Stämme selbständig machten. Aus einem dieser türkischen Fürstentümer entstand das spätere Osmanische Reich.

Um 1299 begründete Osman I. , Gazi (1259-1326) das nach ihm benannte Osmanische Reich und die dazugehörige Dynastie. Die Expansion des Reiches ging vor allem auf Kosten des Byzantinischen Herrschaftsgebietes. Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 herrschten die Osmanen über große Teile des Nahen Ostens , Nordafrikas , der Krim, des Kaukasus und des Balkan.

Nachdem die Expansion des Osmanischen Reiches nach Europa vor Wien zum Stillstand gekommen war, wurde das Reich nach und nach bis auf das Gebiet westlich des Marmarameeres, zwischen Istanbul und Edirne, zurückgedrängt. Die ab dem 19. Jh. aufkommenden Separatistenbewegungen führten zu einer allmählichen Zersplitterung des Reichs, die Besetzung des türkischen Nordafrikas durch europäische Kolonialmächte und die Niederlage im Ersten Weltkrieg bewirkten seinen endgültigen Verfall.

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Nachdem Frankreich und Großbritannien den Armeniern einen selbständigen Staat in Ostanatolien versprochen hatten, ging die osmanische Regierung massiv gegen die Armenier vor. Unter dem Vorwand einer Umsiedlungsaktion 1915 bis 1917 wurde ein großer Teil der Armenier ermordet oder starb während der Vertreibung in die syrische Wüste.

Nach der Niederlage im 1. Weltkrieg verlor das Osmanische Reich seine verbliebenen Gebiete außerhalb von Anatolien und Thrakien. Darüber hinaus sollte das Gebiet der heutigen Türkei weitgehend zerstückelt werden. Griechenland wurden die Stadt Smyrna (Izmir) und Teile von Westanatolien zugesprochen, die Region um Adana sollte an die Italiener gehen, und der französische Besitz sollte neben Syrien auch Kilikien umfassen. In den östlichen Landesteilen der heutigen Türkei sollte ein armenischer Staat entstehen. Südlich davon und östlich des Euphrat wurde den Kurden eine autonome Region zugesprochen. Diese Pläne wurden allerdings nie umgesetzt.

Mustafa Kemal Pascha organisierte ab 1919 den politischen und militärischen Widerstand gegen diese Pläne. Besonders heftig waren ab 1920 die Kämpfe mit Griechenland. Der Krieg endete 1922 mit der Rückeroberung Izmirs. Nach der Einstellung der Kampfhandlungen kam es zu ethnischen Säuberungen in Griechenland und der Türkei, dabei wurden "Türken" von griechischem Territorium und "Griechen" von türkischem Territorium vertrieben.

Nach dem Sieg der Türkei wurden 1923 die Aufteilungspläne revidiert. Mit einem Vertrag wurden die bis heute gültigen Grenzen des neuen Staates völkerrechtlich anerkannt. Gleichzeitig wurde die wechselseitige Vertreibung der Minderheiten legalisiert. Nachdem alle ausländischen Militärs Anatolien verließen, rief Mustafa Kemal Pascha 1923 die Republik aus.

Im Laufe seiner Amtszeit führte Mustafa Kemal tief greifende Reformen im politischen und gesellschaftlichen System durch, welche die Türkei in einen modernen, säkularen und europäisch orientierten Staat verwandeln sollten. Die Leitlinien dieser Politik werden heute unter dem Begriff Kemalismus zusammengefasst.

Unter anderem wurde im Jahre 1922 das Sultanat abgeschafft, 1924 folgte die Abschaffung des Kalifats . Im selben Jahr schaffte die Türkei auch die Scharia ab, 1925 wurden im Zuge einer umfassenden Kleiderreform Fez und Schleier verboten und die Koedukation eingeführt. 1926 wurde die islamische Zeitrechnung durch den Gregorianischen Kalender ersetzt sowie das metrische System endgültig eingeführt.

In den darauf folgenden Jahren wurden ganze Rechtssysteme aus europäischen Ländern übernommen und den türkischen Verhältnissen angepasst. 1926 wurde zunächst das Schweizer Zivilrecht - und damit die Einehe - übernommen. Es folgten das deutsche Handelsrecht und das italienische Strafrecht . 1928 wurde die Säkularisierung ausgerufen und im selben Jahr die Arabische Schrift durch die Lateinische. Im Zuge weiterer Reformen wurden in der Türkei 1930 das aktive Frauenwahlrecht eingeführt, und seit 1934 das passive. Außerdem ließ Mustafa Kemal das Familiennamensgesetz verabschieden, wobei er von der Nationalversammlung den Namen Atatürk (Vater der Türken) erhielt. Nur wenige der Reformen, etwa Atatürks Idee, in den Moscheen statt auf Arabisch nur noch auf Türkisch zu beten, wurden (nach seinem Tode) zurückgenommen.

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Nachdem Atatürk 1938 starb, wurde sein Weggefährte Ismet Inönü zweiter türkischer Staatspräsident. Inönü war bestrebt, die Modernisierung der Türkei fortzuführen und die außenpolitische Neutralität beizubehalten.

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bewahrte die Türkei zunächst ihre außenpolitische Neutralität. Erst 1945 erklärte sie auf der Seite der Alliierten Deutschland und Japan symbolisch den Krieg. 1945 unterschrieb sie auch die Charta der Vereinten Nationen. Somit zählt die Türkei zu den 51 Gründungsmitgliedern der Vereinten Nationen.

1946 wurden in der Türkei erstmals weitere politische Parteien zugelassen. Damit endete nach der darauf folgenden Wahl die seit Republikgründung währende Einparteienherrschaft.

Der sich abzeichnende Ost-West-Konflikt und die Versuche der Sowjetunion, Einfluss auf die Türkei auszuüben, führten zur endgültigen Aufgabe der außenpolitischen Neutralität der Türkei. 1950 nahm sie als Teil eines UNO-Kontingents am Korea-Krieg teil und trat 1952 in die NATO ein.

1960 proklamierte der regierende Ministerpräsident Adnan Menderes ein Ermächtigungsgesetz, um die politische Opposition auszuschalten. Gegen diese Maßnahmen putschte das Militär. Menderes und andere Politiker wurden zum Tode verurteilt und 1961 gehängt. Nachdem das Militär 1961 eine neue Verfassung eingeführt hatte, gab es die Macht an eine Zivilregierung ab.

Ismet Inönü wurde erneut Ministerpräsident.

1963 schloss die Türkei mit der damaligen EWG ein Assoziierungsabkommen .

Inönü und die Folgeregierungen konnten die wachsenden innenpolitischen Probleme nicht in den Griff bekommen. Linke und rechte Terror-Aktivitäten nahmen zu und die Wirtschaftslage verschlechterte sich rapide. 1971 griff die Armee erneut in die Politik ein. Es wurden repressive Maßnahmen gegenüber der Bevölkerung durchgesetzt.

1974 stürzte die damalige griechische Militärdiktatur den zypriotischen Präsidenten Makarios. Der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit entsandte daraufhin Truppenverbände nach Zypern, um einerseits die türkische Minderheit auf der Insel zu schützen, und andererseits einen Zusammenschluss zwischen dem damals faschistischen Griechenland und Zypern zu verhindern. Nach schweren Kämpfen wurde ein Waffenstillstand vereinbart, der zur bis heute andauernden Teilung der Insel führte. 1983 wurde die Türkische Republik Nordzypern (TRNZ) unter Rauf Denktas proklamiert, die allerdings bis heute völkerrechtlich nicht allgemein anerkannt ist.

Das Militär putschte sich 1980 zum dritten Mal an die Macht. Auslöser war eine sehr instabile Phase in den 70er-Jahren, die durch wechselnde politische Koalitionen, politische und wirtschaftliche Instabilität und Terrorakte durch das extrem rechte und linke Lager geprägt war. Das Militär verhängte das Kriegsrecht und verbot alle politischen Parteien. Die Junta ging hart gegen die kurdischen Separatisten und linke Oppositionelle vor. 1982 wurde die von den Militärs vorgelegte und bis heute gültige Verfassung der Republik Türkei durch ein Referendum angenommen.

Ab Mitte der 1980er prägte der Kurdenkonflikt die Innenpolitik der Türkei. Die Kurdenproblematik wurde bis dahin totgeschwiegen und gelangte nicht ins Bewusstsein der türkischen Gesellschaft. Die Assimilierungspolitik der Regierungen führte zur Unterdrückung der kurdischen Kultur und Identität. Als Reaktion darauf entstand im Jahre 1978 die PKK mit Abdullah Öcalan an ihrer Spitze. Sie nahm 1984 im Südosten den bewaffneten Kampf für einen unabhängigen sozialistischen Staat Kurdistan auf. Bis 2007 sind bei den Anschlägen und Kämpfen zwischen dem türkischen Militär und der PKK 40.000 Menschen ums Leben gekommen. 1998 nahm der türkische Geheimdienst Abdullah Öcalan in Kenia gefangen und brachte ihn in die Türkei. Daraufhin erklärte die PKK einen einseitigen Waffenstillstand, der 2004 wieder gebrochen wurde.

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Unter der Regierung Bülent Ecevits (1999-2002) begannen umfassende Reformen im Zivilrecht, welche die Menschen- und Freiheitsrechte stärkten (z. B. Versammlungs- und Demonstrationsrecht). Diese Reformen wurden unter der AKP (seit 2001) fortgesetzt. Unter anderem wurde die Todesstrafe abgeschafft, Folter verboten und die kulturellen Freiheiten der kurdischen Bevölkerung gestärkt. So sind seitdem der Gebrauch der kurdischen Dialekte, Kurdischunterricht und kurdische Radio- und Fernsehkanäle erlaubt.

2003 verübte eine Zelle der Al-Qaida mehrere Bombenanschläge in Istanbul. Ziele der Anschläge, bei denen 60 Menschen starben, waren zwei Synagogen, das britische Konsulat und die Filiale der britischen HSBC-Bank. Seit 2004 sind die Kämpfe zwischen den türkischen Streitkräften und der Untergrundorganisation PKK wieder aufgeflammt und nahmen 2005 und 2007 an Intensität nochmals zu.

Nach 40-jähriger Bemühung erreichte die Türkei 2005 die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der EU. Neben wirtschaftlichen Kriterien und politischen Verpflichtungen stehen dabei auch Forderungen der EU zur Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und den Menschenrechten, dem Schutz von Minderheiten sowie der Verbesserung der Beziehungen zu den Nachbarstaaten im Mittelpunkt. In einem Referendum im September 2010 sprach sich die türkische Bevölkerung für umfassende Verfassungsänderungen aus. Eine Reihe der neuen Regelungen soll die türkische Verfassung an Rechtsnormen der EU anpassen.